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Baukloher Hof

Bauernhof in Holthausen





von Ulrike Kalthoff-Lübeck

Der Name Baukloh ist in Westfalen nicht selten und kann als „Buchenwald“ interpretiert werden, wobei das Grundwort „loh“ ein kleines Gehölz bezeichnet, das einzeln im angebauten Feld liegt. In Westfalen führen Ortschaften, Häusergruppen und Höfe diesen Namen, dessen Schreibweise im Laufe der Jahrhunderte sich immer wieder änderte. So wurde der Hof bei Holthausen beispielsweise de Buclo (1299), de Boyclo (1346), op dem Bokloe (1524) genannt.


An der Nordgrenze der politischen Gemeinde Holthausen, am Iländer Bach und Peddenbrinkgraben, etwa 10 Minuten Gehweg vom Dorfkern entfernt, in Richtung Schwieringhausen, liegen die Baukloher Höfe: Baukloh, Schulte-Baukloh und Breuker. Von diesen behandeln wir hier den erstgenannten. Er war ein sogenanntes Freigut, dessen Ursprung wahrscheinlich in die Zeit Karls des Großen zurückreicht. Als die Reichsgewalt unter den Nachfolgern des Frankenkönigs immer mehr an Macht verlor, erstarkten weltliche und geistliche Herren. Soweit die Reichshöfe nicht schon an die Kirche oder an geistliche Stiftungen verschenkt oder verkauft waren, kamen sie an die verschiedensten Herren. Den Reichshof Frohlinde erwarben die immer mächtiger werdenden Grafen von der Mark um 1300. So wurde der Baukloh-Hof, obwohl er in der Grafschaft Dortmund lag, eine märkische Domäne. Bis zum Jahre 1809 sollte er dem märkischen Domanial-Oberhof Frohlinde angehören.


Im Jahre 1340 teilt der Dechant des Dortmunder Kapitels dem Pfarrer von Brechten mit: Da Henricus van den Buclo und dessen Ehefrau auf Fordern des Priors und des Konvents von St. Katharinen in Dortmund schon längst exkommuniziert seien, ohne dass dieselben um Absolution nachgesucht hätten, fordere er nunmehr den Pfarrer von Brechten auf, die Exkommunikation feierlich zu verkünden und allen Gläubigen den Verkehr mit den Exkommunizierten zu verbieten. Aus der Urkunde geht nicht hervor, welcher Vergehen sich die Baukloh'schen Eheleute schuldig gemacht haben.


In einer Urkunde von 1524 bekundet der Rat der Stadt Dortmund, dass Hermann ob dem Bockloe beschuldigt wurde, an der königlichen Straße ohne Erlaubnis des Rates gegraben zu haben. Diese Königsstraße führte vom Fredenbaum nach Lindenhorst, wo sie sich teilte. Der westliche Zweig der „strata regia“ führte nach Mengede, während der nördliche durch die Baukloher Höfe über die Königsheide zur Lippe ging, wie man es noch heute in etwa am Verlauf der Holthauser Straße nachvollziehen kann. Im Garten des Hofes wurden bei Erdarbeiten in der Nähe der jetzigen Holthauser Straße in ca. zwei Metern Tiefe noch Reste der alten Pflasterung gefunden.
Als freies Erbgut lagen auf dem Hof vergleichsweise geringe Lasten und Abgaben. Während andere Hofbesitzer sehr große Leistungen an Korn, Fleisch usw. an adelige oder kirchliche Herren abzugeben hatten, zahlte der Herr des Baukloh-Hofes nach einem noch vorhandenen Quittungsbuch über die Jahre 1704 bis 1785 ein jährliche Abgabe von 5 Talern und 37 ½ Stübern, die sogenannte „Mai- und Herbsttheede“. Dazu kam noch das „Hunde Lager von 47 ½ Stüber“. 1730 tauchte der Bischofswiesendienst (30 Stüber) auf. Die jährlich zu zahlende Summe musste an die Steuerkasse in Castrop entrichtet werden. Neben den periodischen Leistungen gab es Sonderabgaben wie das „Besthaupt“, also die Ablieferung des besten Pferdes beim Tode des Hofesbesitzers. Dagegen war beim Tode der Frau die Abgabe einer Kuh fällig.


In den Akten des Hofes Baukloh befinden sich mehrere Hochzeitslisten aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Aufschluss geben über die Anzahl und die Herkunft der vielen geladenen Gäste und die Höhe und Art der Hochzeitsgaben in Geld und Naturalien. Jeder Hochzeitsgast gab durchschnittlich 1 Taler – je nach seinem Vermögen mehr oder weniger. Die Besitzer von Hof- und Kottenstellen, die von dieser Geldleistung befreit waren, steuerten aber Naturalien, vorzugsweise Schinken, Butter, Hühner und Reis für die Hochzeitstafel bei.


Bei Verheiratung eines Sohnes oder einer Tochter vom Hof oder bei einer Heirat auf den Hof wurde eine Abgabe von 45 Stübern erhoben. 1741 werden 45 Stüber gezahlt von Scotta auf' Baukloh, denn 1740 hatte Johann Engelbert Rubbert auf Bauklohs Hof geheiratet. Am 12. November 1765 zahlt dieser Johann Engelbert Baukloh für seine beiden ältesten Kinder Johann Engelbert und Klara Engel heirateten und den Hof verließen. Am 13. November 1780 zahlt Johann Engelbert wiederum für seine Tochter Anna-Marie, die nach Frielinghaus in Brechten heiratete, sowie für seinen Sohn Johann Heinrich, der Schulte-Lindenhorst wurde.


Die Reichsleute waren den Landesherren abgabepflichtig, jedoch persönlich frei auf ihrem Erbe ohne Hand- und Spanndienste.


Die Kirchenbücher von Brechten geben keine Auskunft über die älteren Bewohner des Hofes, da sie erst gegen 1670 beginnen. 1663 heiratete auf den Baukloh-Hof die 16 Jahre alte Elseke vom Große-Herrenthey-Hof in Brambauer. Schon nach kurzer Zeit starb ihr Mann, Johann auf'm Baukloh. Sie hatten eine Tochter namens Elseke. Die junge Witwe heiratete 1668 Dietrich Plaas von Deusen. Aus dieser Ehe gingen eine Tochter – wiederum mit dem Namen Elseke oder Elske – und zwei Söhne hervor. Bei der Eintragung des Sohnes Johann notierte der Brechtener Pfarrer: Ist geboren vor ernster französischer Zeit, Martini 1672, denn im Jahre 1672 fielen Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. in die Grafschaft Mark ein und plünderten das Land.


Elske, die eigentliche Erbin des Hofes, heiratete 1698 Johann Böse in Brambauer und verzichtete gegen Zahlung von 300 Reichstalern auf den elterlichen Hof. Ferner wurde vereinbart, dass sie bei ihrer Hochzeit als Brautschatz erhalten sollte: ein Pferd „nächst dem besten“, vier melke Kühe, zwei guste Kühe, bräutliche Kleidung, Hausgeräte usw. nach Standsgebühr.


Johann auf'm Baukloh, seit dem Tode des Vaters Besitzer des Hofes, heiratete Anna Krampen am 27. November 1708 und starb gemäß Eintragung im Kirchenbuch am 17. Dezember 1708. „Der ehrengeachtete Johann auf'm Baukloh ist Gott selig entschlafen, seines Alters ist 37 Jahre, Ehestand nur 17 Tage,“ steht davon abweichend auf seinem verwitterten Grabstein, der noch heute auf dem Familienfriedhof des Baukloh-Hofes liegt.


Die junge Witwe hatte später ein Verhältnis mit ihrem Vetter Eberhard Voigts aus Mengede, das nicht ohne Folgen blieb. Deswegen kam es zu einem Zwist zwischen ihr und ihrer Schwiegermutter, der zu einem Prozess führte, dann aber 1714 gütlich beigelegt wurde. Anna Krampen, verwitwete Baukloh, heiratete Eberhard Voigt und verzichtete auf den Hof. Bei der friedlichen Lösung des Familienzwistes mag der Umstand eine Rolle gespielt haben, dass der jüngste Sohn auf dem Hof, Scotte auf dem Baukloh, am 6. Oktober 1714 Catharina Frielinghaus in Brechten heiratete; sie war eine Nichte des Eberhard Voigt. Das Kind Anna-Marie, Erbin des Hofes, reichte am 16. November 1740 Johann Engelbert Hubbert aus Bövinghausen, geb. 1718, die Hand zum Ehebund. Dieser Johann Engelbert scheint eine zähe und energische Natur gewesen zu sein.


1746 lies der Rat der Stadt Dortmund das auf dem Felde stehende Korn des Baukloh-Bauern pfänden. Vorausgegangen war, dass sich Johann Engelbert in diesem Jahr wie auch im Vorjahr geweigert hatte, einen Dienst „bei Gras und Stroh“ zu Gunsten der Stadt Dortmund zu leisten. Zu dieser Forderung fühlte sich die Stadt Dortmund seit einer Grenzregulierung mit der Grafschaft Mark 1567 berechtigt, Johann Engelbert bestritt dies und rief die märkische Regierung zu seinem Schutz an. Es entspann sich ein langer Prozess, zu dem heute leider die Schlussakte fehlt. Jedoch steht fest, dass Johann Engelbert Recht bekam.


Einige Jahre später, 1754, wandten sich Baukloh und Kleine-Herrenthey an den Rat der Stadt Dortmund. Schwieringhäuser Bauern hatten in einem Teil der Baukloher Heide, in dem nur die beiden das Huderecht besaßen, begonnen, Bäume zu schlagen und neue anzupflanzen. Der Rat der Stadt bestätigte die Ansprüche von Baukloh und Kleine-Herrenthey.


In Johann Engelberts Zeit fällt auch der Siebenjährige Krieg mit vielen Einquartierungen, Kontributionen und Plünderungen. Nach einer Ende 1758 aufgestellten Rechnung betrug der Kriegsschaden bis dahin für die Gemeinde Holthausen 1787 Taler. Die folgenden Kriegsjahre brachten weitere Plünderungen durch Franzosen. Alles, was vom Baukloh-Hof des Mitnehmens wert schien, wurde fortgeschleppt.


1774 ließ Johann Engelbert das jetzt noch stehende Wohnhaus erbauen. Es wurde 1870 von den Nachfolgern wieder instand gesetzt, neu auf Sohlen gestellt und zum Teil mit Kellern versehen. Im Jahre 1864 wurde der massive Stall mit Backhaus gebaut, im Jahre 1875 ein Göpel-Haus, 1877 die oberste Scheune, 1881 der Zwischenbau zwischen Wohnhaus und Stallungen. Nördlich vom Wohnhaus, wo jetzt der Obstgarten steht, war ein Hochwald, ein Tummelplatz für die Hühner. Dieser wurde 1860 gefällt, in Ackerland umgewandelt und 1867 mit Obstbäumen bepflanzt. Heute stehen davon noch 5 Birnenbäume als alte Zeugen.


Am 17. September 1868 genehmigte die Königliche Regierung in Arnsberg die Anlage eines Privatbegräbnisplatzes am Hofe. Wilhelm Baukloh, Großvater des heutigen Besitzers, hat im Jahre 1940 den Privaturnenfriedhof erneut genehmigen lassen. Heute geht man (nur mit Genehmigung des jetzigen Besitzers) vom Wohnhaus über einen Polygon-Plattenweg durch den Gemüsegarten zum Urnenhain. Die Anlage ist als Rondell angelegt mit einem großen schwarzen Gedenkstein in der Form eines Obelisken und die einzelnen Gedenkplatten aus Sandstein mit Efeu umwachsen. Die Mitte dieses Rondells wurde als Rasenfläche angelegt. Umgeben ist dieses Rondell von schattenspendenden Bäumen. Bis vor einigen Jahren gab es dort auch eine Sitzbank zur Besinnung und zum Gedenken in Ruhe.


Südlich vom Wohnhaus stand in einer Entfernung von etwa 80 Metern ein einziger Eichenbaum, umgeben von sieben Buchen, die zusammen eine große Laube bildeten. Die dicke Eiche ist am zweiten Freitag „in den Fasten“ des Jahres 1872 gefällt und mit acht Pferden über Brechten nach Dortmund gefahren, dort auf dem Markt ausgestellt und für 900 Mark verkauft worden.


Der Garten in seiner jetzigen Lage ist ebenfalls im Jahre 1872 angelegt worden. Der Besitzer ließ den Hof und den Garten mit Mauern umgeben. Die Steine der Hofmauer und südlichen Gartenmauer waren selbst gebrannt, denn in der Nähe gab es Mergel.


Dietrich Wilhelm Baukloh (1859-1912), verheiratet mit Henriette Westermann (1856-1910), übernahm das väterliche Gut. Den neuen Hofherrn charakterisierte Wilhelm Küppermann (Thiekötter) wie folgt:

Gleich wie aus knörrigem Holz geschnitten
hält fest er an der Väter Sitten.
Knapp ist die Rede, kurz das Wort,
nicht jedem trauet er sofort.
Er haßt den glänzend äußern Schein,
doch in die Tiefe dringt er ein.
In seiner Brust verborgen glüht
ein innig weich und warm Gemüt.


Dietrich Wilhelm Baukloh schaffte viele landwirtschaftliche Maschinen und Geräte an. Auch eine erste mit Dampf betriebene Maschine stand nun auf dem Hof. Doch Baukloh sah sich auch mit anderen neuen Herausforderungen konfrontiert. Im Jahr 1895 wurde der Dortmund-Ems-Kanal gegraben, der am Hofe vorbei führt und 1899 feierlich eröffnet wurde. Hierzu musste Baukloh drei Morgen „auf dem untersten Kamp“ und drei Morgen im Schwieringhausener Feld für zusammen 14.860 Mark hergeben. Die Ländereien in der Königsheide konnten über eine Landwirtschaftsbrücke erreicht werden, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht mehr wieder aufgebaut wurde. Baukloh kaufte 1897 von zwei Eigentümern insgesamt vier Morgen Land auf dem Peddenbrink, für zusammen 4.350 Mark. Diese Grundstücke schlossen sich an die schon vorhandenen Ländereien des Hofes an.


Im Jahre 1895/96 legte die Stadt Dortmund auch den Entwässerungskanal zu den Rieselfeldern. Er berührte die Grundstücke des Hofes an drei Stellen und bereitete dem Besitzer des Hofes manchen Verdruss. Das Trinkwasser in der Kuhweide wurde dem Vieh durch das starke Pumpen entzogen. Täglich musste nun Wasser angefahren werden. Die Stadt Dortmund, an die sich Dietrich Baukloh wandte, wollte anfänglich nicht für den Schaden aufkommen, lenkte dann aber doch ein. Die Viehtränke wurde tiefer gelegt und mit einem Brunnen versehen, aber das Vieh hatte viel Mühe, an das Wasser zu gelangen. Im September des gleichen Jahres ertrank ein Ochse im Brunnen. Die Stadt Dortmund kam für den Schaden auf und ersetzte nun auch alle anderen Kosten.


Der einzige Sohn des Hofherrn, Dietrich Wilhelm d. J., wurde am 13. November 1884 geboren. Er besuchte die Volksschule zu Holthausen, später die Rektoratsschule in Lünen, schließlich die landwirtschaftliche Schule in Lüdinghausen. Er wurde am 11. August 1914 eingezogen. Nachdem er durch einen Gewehrschuss an der linken Hand verwundet worden war, kam er nach dem Kriegslazarett zu einem vierwöchigen Urlaub in die Heimat. Später nahm er an den Stellungskämpfen in Russland und Gallizien teil. Die Strapazen hatten ihn körperlich sehr mitgenommen.


Im Oktober 1917 wurde die Weide „hinter dem Kanal“ verkauft. Auch der Kiwitt wurde zum Preis von 3000 Mark je Morgen verkauft. Das Dortmunder Thomas-Schlackenwerk erwarb diese Grundstücke, sie haben sämtliche Weiden hinter dem Kanal aufgekauft – heute befinden sich hier das Logistikzentrum von IKEA und die DEW Windräder.


Französische Kriegsgefangene lagen auf dem Hof, so dass das Essen in der Wohnstube gekocht wurde. Deutsche Verwundete auf Heimaturlaub, die mit dem Schiff Ausflüge nach Henrichenburg machten, wurden an der nahen Brücke bewirtet. Für Kriegsanleihen wurden erhebliche Beträge aufgebracht. Männliche deutsche Arbeitskräfte fehlten, denn alle waren zur Fahne einberufen. Zweimal wurde während der Abwesenheit der Bäuerin eingebrochen und gestohlen, und es gingen drei Pferde ein. Ein Reklamationsgesuch der Ehefrau hatte Erfolg: Dietrich Wilhelm Baukloh wurde dauerhaft beurlaubt.


Die Aushungerung Deutschlands durch die Blockade der Alliierten machte sich auch in der Landwirtschaft bemerkbar. Alles wurde rationiert. Den Selbstversorgern standen je Person und Tag ½ Pfund Kartoffeln zu, ferner 9 kg Brotgetreide je Kopf und Monat, 2 kg Hafer oder Gerste, an Milch ¼ Liter je Kopf und Tag. Auch das Fleisch wurde knapp. Die Mästung der Schlachttiere war unmöglich, weil es verboten war, Korn zu verfüttern. 1918 wurden 4 kleine Schweine geschlachtet, die zusammen 294 Pfund wogen. In früheren Zeiten wurden auf dem Hof stets 6 – 7 fette Tiere pro Jahr zu je 200 Pfund geschlachtet. Von jedem Huhn mussten im Jahr 30 Eier abgeliefert werden. Die Milch wurde der Molkerei in Eving zugeführt, von der es je Kopf und Woche 100 g Butter gab. Brotgetreide, Heu und Stroh mussten bis auf die den Selbstversorgern zustehenden Mengen abgeliefert werden.


Die Erfüllung der gesetzlichen Verordnungen wurde durch Haussuchungen von Polizeibeamten kontrolliert. Frau Baukloh hatte einmal unwissentlich zwei Zentner Roggen mehr liegen als dem Haushalt zustand. Sie musste 50 Mark Strafe zahlen.


Die deutschen Truppen, die ab 28. November 1918 in endlosen Zügen zurückfluteten, haben auf dem Vorbeimarsch am Hofe zweimal auf ihm Quartier bezogen. Im Jahr 1919 zogen anlässlich eines Bergarbeiterstreiks sogenannte Regierungstruppen auf den Hof. Der Staat hatte, weil viel gestohlen wurde, eine Sicherheitswehr mit Militärgewehren ausgerüstet. Es kam der Kapp-Putsch, am 14. März 1920. Es spielten sich schwere Kämpfe ab. Am 1. Ostertag 1920 kam Einquartierung, eine ganze Kompanie Reichswehr, die durch 16 Mann der akademischen Jugend ersetzt wurden.


Die Inflation begann 1923. Gehälter und Löhne wurden an jedem dritten Tag ausgezahlt, waren aber abends schon wieder ohne Wert. Dietrich Wilhelms Frau Elfriede Baukloh, geb. Schulte-Mäter, geb. 19. Mai 1890 in Kirchderne, lebte während dieser schweren Jahre auf dem Hof. Sie konnte für den Erlös der Milchlieferungen eines ganzen Monats nur 3 Paar Holzschuhe kaufen, das Geld reichte nicht für ein Paar Damenschuhe. Trupps zogen durch das Land und raubten, was beweglich war. In der Hofeswiese wurden Enten und Hühner erschlagen und mitgenommen, geraubt wurden 15 Zentner Kartoffeln. Trotz des Schutzes durch zwei Gendarmen wurde ein Bulle vom überdachten Düngerfall gestohlen. Die Eingeweide fand man am anderen Tag im Kanal. Der Hof war nicht mehr in gutem Zustand, es wurden deshalb insgesamt 40 Morgen Wald urbar gemacht.


Durch einen Tausch mit der Reichsautobahn wurde der Bauernkamp, der in der Heide liegt, abgegeben. Im Gegenzug erhielt der Hof „Wiemanns Saatheide“ (Ecke Holthauserstraße/Schiffhorst).


Dennoch wurden Maschinen angeschafft: Hackmaschine, Zapfwellenbinder, eine dreiteilige Glattwalze, ein Kartoffelroder, eine Kartoffelpflanzmaschine und im Jahr 1939 einen 20 PS starken Lanz-Schlepper mit Kippanhängepflug. Der verbrannte am 5. Mai 1943 bei einem Bombenangriff. Dasselbe Schicksal traf den Holzgasschlepper, der als Ersatz beschafft worden war. Er wurde bei einem Bombenangriff auf Dortmund, wo er sich zur Instandsetzung in einer Werkstatt befand, im Sommer 1944 zerstört. Im Herbst 1945 erhielt der Hof einen 35 PS Lanz-Bulldog aus Heeresbeständen.


Während des Zweiten Weltkrieges hat der Baukloh-Hof vor allem unter den Bombenabwürfen der Engländer und Amerikaner sehr schwer gelitten. Am 5. Mai 1943 fielen sieben Bomben um den Hof herum. Die Heuscheune und der anschließende Maschinenschuppen mit fast allen Maschinen brannten ab. Auch das nordöstlich gelegene Wohnzimmer des Wohngebäudes fiel dem Feuer zum Opfer. Ein Blindgänger lag im Obsthof. Er musste von politischen Häftlingen ausgegraben werden. Es war eine Luftmine, wäre sie zur Explosion gelangt, wäre der gesamte Hof verloren gewesen.

Um etwas Schutz gegen die Abwürfe der Brand- und Sprengbomben zu haben, wurde an der östlichen Seite des Backhauses am 14. Juli 1943 ein Bunker fertig gestellt. Die beiden Söhne der Eheleute hatten Bombenurlaub erhalten und halfen bei seinem Bau mit.


Zwei schwere Bomben fielen am 2. Dezember 1944 an der Nordseite der wieder aufgebauten Heuscheune. Alle Dächer und Dachstühle wurden bei dem Angriff zerstört, ein tragendes Rind erschlagen und einem anderen die Knochen zerbrochen.


Am letzten Abend vor dem Einmarsch der Amerikaner, am 4. April 1945, brannte die wieder erbaute Scheune mit ihrem Inhalt zum zweiten Male ab. Weil sich auf dem Hof einige deutsche Infanteristen verschanzt hatten, wurde er mit Artillerie- und Granatwerferbeschuss belegt. Zwei Pferde starben durch Granatsplitter. Ein Strohhaufen, der im Obsthof errichtet worden war und auch die Lohndreschmaschine wurden ein Raub der Flammen. Eine tragende Kuh und zwei Kälber wurden am 10. April 1945 durch Artilleriebeschuss getötet.


Als die Amerikaner am 12. April 1945 weiterzogen, kamen Plünderer mit Handgranaten und Maschinenpistolen. Der Baukloh-Hof wurde fünfmal ausgeraubt. Fast wäre der Besitzer bei einer solchen Gelegenheit erschossen worden, die Kugel streifte jedoch nur seinen linken Zeigefinger.


Dietrich Wilhelm Baukloh starb am 19. Mai 1954, seine Ehefrau im Juni 1965. Aus der Ehe stammten die beiden Söhne Dietrich Friedrich Wilhelm (15. Dezember 1913-7. August 1979) und Hans Eberhard (geb. 13. April 1916). Der älteste Sohn studierte in Bonn und Berlin Landwirtschaft, der jüngere war der praktische Landwirt und hätte eigentlich den Hof erben sollen. Er ist mit hoher Wahrscheinlichkeit am 3. September 1943 bei den Kämpfen in Griechenland bzw. im griechisch-albanischen Grenzgebiet gefallen.


Wilhelm musste seinen Arbeitsdienst in Netphen ableisten und wurde noch sechs Wochen bei der Artillerie in Hamm ausgebildet. Er rückte am 12. September 1939 ins Feld und kam am 11. Juni 1945 aus Tirol zurück. Nach seiner Rückkehr wurde mit dem Wiederaufbau des stark zerstörten Hofes begonnen.


Im Jahre 1946 wurde der Nordteil des Wohnhauses massiv und in Fachwerk fertig gestellt, die Arbeiten zogen sich aber in die Länge, weil Material nicht zu haben war. Da die Reichsmark wertlos geworden war, musste man „kompensieren“, d. h. gegen Lebensmittel tauschen. Gut 1000 Dachziegel wurde gegen zwei Zentner Weizen geliefert usw.


Wilhelm heiratete am 20. Mai 1950 Marlene Tappe, geb. 21. Mai 1927, gestorben 23. Mai 2005, Tochter des Landwirts Martin Tappe und seiner Ehefrau Helene geb. Benecke aus Eschede, Kreis Celle. Am 12. Mai 1951 wurde ihnen ein Sohn geboren: Hans-Wilhelm, und am 17. Januar 1955 der zweite Sohn, Joachim. Dieser führt heute einen Bauernhof in Euskirchen.


Der heutige Besitzer Hans Wilhelm Baukloh und seine Frau Brigitte, geb. 26. Februar 1952, führen gemeinsam mit dem Sohn Michael, geb. 5. Februar 1987, den Hof. Sie haben ihren Haupterwerb auf Bullenmast, Getreidebau und Pensionspferde verlegt. Durch Zupachtung wurde ihr Areal in den letzten 30 Jahren auf ca. 120 Hektar vergrößert.


Das Wohnhaus sowie die daran angebauten Stallgebäude und die Gartenmauer stehen seit 1983 unter Denkmalschutz.



Quellen:
Wilhelm Küppermann: Chronik der Familie Baukloh in Holthausen, 1910 (Manuskript)
Forschungsergebnisse des Heimatforschers Paul Koslowski