Die Busfahrt des Heimatvereins Holthausen e.V. führte diesmal in das Naturschutzgebiet Zwillbrocker Venn sowie die Biologische Station Zwillbrock e.V. (seit 1986 ein gemeinnütziger Verein).
Das Zwillbrocker Venn, ein Moor- und Heidegebiet innerhalb ausgewiesener Naturschutzgebiete sowie um Schutzgebiete der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, gliedert sich heute in drei Landschaftsbereiche, den Flachwassersee, den Rest des ehemaligen Hochmoores und die Heideflächen und bieten einen einzigartigen Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten.
Die Mitglieder des Heimatvereins spazierten mit Manfred Jander, der die Venntour gut erklärend begleitete, den ausgewiesenen Sandweg entlang zum Flachwassersee. Dort konnte von den Aussichtskanzeln das Brutgebiet der Flamingos, Lachmöwen, Kormorane und Enten bestaunt werden. Ferngläser wurden hin und her gereicht, die Flamingos boten ein wunderschönes Bild mit ihren rosa Federn.
Der See hat eine durchschnittliche Tiefe von ca. 70 cm und beherbergt die größte binnenländische Lachmöwenkolonie Mitteleuropas. Seit einigen Jahren brüten auf einer Insel auch Flamingos, die vermutlich ursprünglich aus Tiergärten entflohen sind. Bereits mehrmals sind erfolgreich Jungtiere großgezogen worden, die zusammen mit den Altvögeln im Rheinmündungsgebiet überwintern. Manfred Jander erklärte uns, dass ohne gezielte Maßnahmen, wie sie von der Biologischen Station Zwillbrock durchgeführt werden, Moore und Heide nicht erhalten werden. So werden die stark wasserverbrauchenden und beschattenden Birken entfernt und die Wiederherstellung günstiger Feuchteverhältnisse forciert. Die Station hat eine eigene Moorschnuckenherde, die Schafe verbeißen Pfeifengras und Birkenjungwuchs und tragen zur Verjüngung der Heidepflanzen bei.
Der weitere Weg führte zur Barockkirche St. Franziskus in Vreden-Zwillbrock, direkt an der Venn-Route gelegen. Die Geschichte Zwillbrocks und der Kirche führte alle Teilnehmer im Geiste in die Zeit der Reformation und Gegenreformation zurück. Ende des 15. Jh. hatte sich in den Niederlanden der Kalvinismus als staatstragendes Bekenntnis durchgesetzt, während sich im Münsterland die katholische Kirche behaupten konnte. Mit dem Ende des 30-jährigen Krieges und dem Vorfrieden zu Münster im Jahre 1648 war die Unabhängigkeit der Niederlande anerkannt worden. Für die bedrängten Katholiken aus Groenlo und der Herschaft Borculo begann man 1651, Gottesdienste unter freiem Himmel in Zwillbrock abzuhalten. Der Besuch war überwältigend, manchmal kamen so viele Gläubige aus einem Radius von fünf Wegstunden zusammen, dass man von einer ausendköpfigen Volksmenge reden konnte, berichten alte Chroniken aus damaliger Zeit.
Der historische Kloppendiek ist der heute noch erhaltene alte Kirchweg, gesäumt von bizarren hohlen Kopfeichen und immer noch Gegenstand von Erzählungen aus alten Schmugglerzeiten. Manfred Jander hatte bei der Ausstattung des Innenraums auf einige interessante Details hinweisen können.
Im 17. Jahrhundert wurden Kloster und Kirche gebaut, mehrfach verändert, Mitte des 19. Jh. restauriert. Die Barockausstattung der Kirche ist heute die einheitlichste sowie die reichste und besterhaltene im Münsterland.
Nach einem sehr leckeren Mittagessen im Restaurant „Zum Kloppendiek“ ging es weiter zum deutsch-niederländischen Agrartourismusprojekt, dem Heimathaus Noldes im Kringdorf Ammeloe. Ammeloe wurde 1369 gegründet, der Begriff Kring bezieht sich auf die ringförmig um den Kapellenplatz (heute sehenswerte neogotische Kirche) gebauten Häuser. Diese historische Kringbebauung existiert auch heute noch und steht unter Denkmalschutz. Das kleine Ladengeschäft im Haus Noldes existiert seit etwa 1880, wurde 1972 geschlossen. Der Heimatverein Ammeloe e.V. interessierte sich 1994 für das historische Gebäude. Die Familie Noldes stellte das Haus mit gesamtem Inventar als Heimatmuseum zur Verfügung. Interessant sind die im Laden ausgestellten Waren in nostalgischer Verpackung. Das Interieur des Geschäftes ist ebenso authentisch wie das gesamte Mobiliar in der Gaststätte und die alten Schränke und Geräte in der Bäckerei. In diesem Ambiente schmeckten den Teilnehmern die von den Frauen des Heimatvereins Ammeloe selbst gebackenen Kuchen ganz besonders gut.
In die auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehende Heimatscheune wurde auf einer Fläche von 350 qm eine Dauerausstellung zum Thema Landwirtschaft und Handwerk bewundert. Als die Ausflügler wieder im Bus saßen und es heimwärts ging, zeigte die Stimmung, dass es ein sehr interessanter und erlebnisreicher Tag war. Die Fahrt endete abends in Do-Holthausen mit einem „Absacker“ im Vereinslokal für alle, die immer noch nicht müde waren.