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Geschichte der Holthauser Schule



Kurzchronik

Evangelische Schule Holthausen

Richard-Wagner-Schule Holthausen


  • 1882-1892 Schulsaal beim Landwirt Hallermann
  • 1891         Baubeginn des Schulgebäudes
  • 1892         Einweihung des Schulgebäudes am 29.Mai
  • 1902         Erster Anbau (ein Klassenraum und Lehrerwohnung)
  • 1915         Erneuter Anbau (zwei Klassenräume, ein Konferenzraum, Abortanlage)
  • 1967         Auflösung des Schulbetriebes zum 01. August
  • 1970-1977 Umbau der Schule zur Nutzung als Heim für Gastarbeiter vom 01.07.1970 bis 31.05.1977
  • 1977-1980 Bibelzentrale des Evangelischen Ausländerdienstes
  • 1982 Abriss der Schulgebäude

Bild 03

   Unterricht auf Hallermanns Hof .

Bild 03   Unterricht auf Hallermanns Hof .




 „ … Als 1882/83 in Holthausen eine Schulgemeinde eingerichtet wurde, zählte der Ort gerade 34 schulpflichtige Kinder. Angesichts dieser Größenverhältnisse handelte es sich bei dem geplanten Schulbau um ein für die damaligen Verhältnisse typisches Gebäude mit ein bis zwei Unterrichtssälen, einer Lehrerwohnung, einem Spielplatz und einem Schul-/Lehrgarten bzw. –acker in unmittelbarer Nachbarschaft des Hauses. Da mit dem Bau nicht sofort begonnen werden konnte, der Unterricht aber zum nächstmöglichen Zeitpunkt beginnen sollte, wurde der Haussaal des Landwirtes Hallermann angemietet und auf Kosten der Gemeinde für die Nutzung als Unterrichtsraum instand gesetzt.…“


„ … Erst acht Jahre später, im Frühjahr 1891, konnte der Grundstein für das eigene Schulgebäude auf dem Gemeindestück „An der alten Linde“ an der Holthauser Straße gelegt werden, nachdem ein Baukapital von 8000 Mark zusammengetragen worden war. In zwei Etappen wurde von dem die Arbeiten ausführenden Lindenhorster Bauunternehmer Husemann bis zum Herbst zunächst der Rohbau fertig gestellt, um dann im folgenden Frühjahr den Innenausbau vorzunehmen. …“


Bild 05

   Das Holthauser Schulgebäude im Jahr 1900. Bild 05  Das Holthauser Schulgebäude im Jahr 1900.





  Das neue, festlich geschmückte Schulhaus wurde am 29. Mai 1892 unter reger Anteilnahme der Dorfbewohner und auswärtiger Gäste mit einer großen Feier eingeweiht, die im Gasthaus Herkelmann nachmittags mit Kaffee und Kuchen, Spiel und Tanz, abends beim Pfefferpotthastessen ihre Fortsetzung fand.


Das neue, festlich geschmückte Schulhaus wurde am 29. Mai 1892 unter reger Anteilnahme der Dorfbewohner und auswärtiger Gäste mit einer großen Feier eingeweiht, die im Gasthaus Herkelmann nachmittags mit Kaffee und Kuchen, Spiel und Tanz, abends beim Pfefferpotthastessen ihre Fortsetzung fand. Durch die Ansiedlung des Bergbaus, stieg die Einwohnerzahl und somit die Schülerzahl rapide an.


„ … Um dem Andrang neuer Schüler Herr zu werden, stattete man den Unterrichtssaal im Herbst 1900 mit neuen Schulbänken für dann insgesamt 80 Schülern aus; ein Jahr später behalf sich die Schule schließlich mit der Einführung des Halbtagsunterrichts, d.h. Lehrer Koch unterrichtete in Zwei-Schicht-Betrieb. Eine dauerhafte Lösung der anhaltenden Probleme versprach indes nur ein weiterer Unterrichtsraum und die Anstellung zumindest einer weitern Lehrkraft. Beides konnte in den nächsten Jahren realisiert werden. …“


In den ersten 15 Jahren ihres Bestehens, lag das Schüler-Lehrer-Verhältnis bis maximal 50:1. Einige Jahre später stieg das Verhältnis auf 82:1, damit tritt das damalige Hauptproblem der Holthauser Schule deutlich vor Augen. Die Königliche Regierung zu Arnsberg genehmigte (1914) die Einrichtung einer dritten Lehrerstelle.


„ … Die Freude währt aber nicht lange, da sowohl der ein Jahr zuvor nach Holthausen gekommene Lehrer Friedrich Hülter, als auch der neue Lehrer, Eberhard Hein, kurz nach Beginn des 1. Weltkrieges einrückten und erst nach Kriegsende im Januar 1919 der Schule wieder zur Verfügung standen. So gaben sich unter Leitung des seit 1891 in der Gemeinde tätigen Lehrers Koch verschiedene Vertretungskräfte die Schulklinke in die Hand; einige arbeiteten nur zwei bis drei Monate hier. Zu dieser Zeit unterrichtete Koch die Schüler mitunter allein in drei bzw. - im Frühjahr 1915 – in zwei Klassen, …“


„ … Diese Unterrichtssituation zeigte paradox anmutende Verhältnisse: obwohl der Raumnot durch zwei im Frühjahr 1915 begonnene, durch Arbeitskräftemangel aber erst im Laufe des nächsten Jahres fertig gestellte zusätzliche Unterrichtsräume wirksam begegnet wurde, konnten diese verbesserten Unterrichtsverhältnisse aufgrund des beschriebenen Personalmangels nicht vor 1919 genutzt werden. Allerdings profitierten Schüler und Lehrer von der gleichzeitig durchgeführten Teilmodernisierung der Gebäude; endlich bekamen die Klassenzimmer eine neue Zentralheizung! Demgegenüber verschob sich die Inbetriebnahme der neuen sanitären Anlagen. …“


Von 1919 bis 1939 konnte man als die stabilste Phase der Schulgeschichte ansehen. Der vorläufige Höhepunkt der Schülerzahl war überschritten und sank 1924 auf 85 Kinder, so dass die freigewordene Stelle des pensionierten Schulleiters Koch nicht wiederbesetzt wurde.


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   Der Holthauser Schulgarten . Bild 07  Der Holthauser Schulgarten.





Im April 1928 war Holthausen im Zuge der kommunalen Gebietsreform eingemeindet worden. „ … Dies bedeutete nicht nur, dass die politische Gemeinde ihre Selbständigkeit verlor, sondern gleichzeitig die Schule der Schulverwaltung Dortmund unterstellt wurde und der Schulvorstand damit wichtige Kompetenzen abgeben musste. Eine der ersten Maßnahmen der neuen Trägerin war die auf dem 28. Oktober 1928 terminierte Ausschulung der 21 katholischen Schulkinder, für die im gleichen Gebäude eine einklassige katholische Schule – besser wohl: ein eigener Unterrichtsraum – eingerichtet werden musste. Erst zum Schuljahr 1938/39 wurde diese Trennung wieder aufgehoben. Die dadurch entstandene Verringerung der Klassengröße wurde jedoch mit einer noch größeren Altersdifferenzierung in den Klassen selbst erkauft. …“


Schon in den Friedensjahren nagte an den Schulgebäuden der Zahn der Zeit. Die vielfältigen Schäden, die notwendig aber oftmals nicht finanzierbaren Renovierungsarbeiten, die meist zu Notreparaturen verkümmerten, ließen das Bild eines dauerhaften Provisoriums erscheinen.


Da während des 2. Weltkriegs in der Schule Luftschutzübungen für die Dorfbevölkerung abgehalten wurden, bekamen die Klassenzimmer endlich eine gute Beleuchtung und Vorhänge zum Verdunkeln.


In Mitleidenschaft gezogen wurde die Schule auch durch die politischen Ereignisse. Kurzzeitig wurden in der Holthauser Schule Teile der Reichswehr einquartiert. Drei Jahre später, bei der Ruhrbesetzung hatten die Soldaten der französischen Armee alle Schulräume als Unterkunft bzw. Kantine zweckentfremdet. „ … Neben den durch die Soldaten direkt verursachten Schäden an der Einrichtung litten das Dorf und die Schule mittelbar unter der Reduzierung der Kohleförderung und der Beschlagnahmung von Brennmaterial. So musste der Unterricht im November 1923 oft auf das Nötigste reduziert werden. Die Lehrer prüften nur kurz die umfangreichen häuslichen Übungen und verteilten neue. Überdies führt eine Sprengung größerer Mengen beschlagnahmten Dynamits der Mengeder Zeche Hansemann im Juli desselben Jahres zu zersplitterten Fensterscheiben und kaputten Rahmen.“


„ … Erst der Beginn des 2. Weltkrieges hinterließ nachhaltige Spuren. …Unterricht in kleinen Gruppen, da kein Luftschutzkeller vorhanden war, Sammelaktionen für die Armee, Einschränkung des Unterrichts wegen Beschädigungen an den Gebäuden und der Gefahr von Luftangriffen. Am Ende des Krieges war das Schulleben wie das gesellschaftliche Leben zusammengebrochen. … Die in Eigeninitiative immer wieder geleistete Instandsetzung der Schule rettete das Gebäude nur knapp vor dem Verfall. Besonders der neue Teil hatte unter den Bobenangriffen gelitten. Die Schule, einst Stolz des Dorfes und unter dem Einfluss des Nationalsozialismus in Richard-Wagner-Schule umbenannt, war kaum mehr als eine Ruine. …“


„ … In der Nacht auf den 5. Mai 1943 hatte ein Fliegerangriff der Alliierten auch das Dorf stark in Mitleidenschaft gezogen; die Schule musste daraufhin mit großen Schäden an Dach, Fenster, Türen und Decken geschlossen werden. Ein Teil der Schulkinder wurden mit der Lehrerin Frau Suerhoff nach Zell im Wiesental in den Schwarzwald evakuiert, die überwiegende Zahl der Schüler kam aber bei Verwandten oder Bekannten unter, die in weniger bombengefährdeten Gegenden wohnten.“ „Nachteilig für den Schulbetrieb nach Kriegsende wirkte sich die Parteimitgliedschaft der Lehrkräfte aus. Sowohl Luther als auch Hülter mussten sich nach ihrer Heimkehr aus russischer bzw. englischer Kriegsgefangenschaft im September 1945 bzw. im Januar 1946 den Entnazifizierungsbehörden stellen und durften erst ab dem 1. April 1947 wieder in der Schule unterrichten. Bis dahin übernahmen verschieden Vertretungskräfte den am 1. August wieder aufgenommenen Unterricht, der seit Mai 1943 infolge des Krieges unterbrochen war.“


Nach Wiederaufnahme des Schulbetriebs 1945 setzte sich der leicht wachsende Trend der Schülerzahl fort und erreicht im Schuljahr 1950/51 mit 174 Schülern in drei Klassen seinen Höhepunkt.


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   Klassenzimmer der Holthauser Schule . Bild 08  Klassenzimmer der Holthauser Schule .




„ Diese Entwicklung entsprach durchaus der Rekonstruktion des Weimarer Schulwesens und der Rekonfessionalisierung in den Anfangsjahren der Bundesrepublik. Weiterhin waren Klassen mit 50 Schülern keine Ausnahme; ca. 80% beendeten die achtjährige Pflichtschulzeit auf der Volksschuloberstufe, und in etwa der Hälfte aller Schulen wurde – wie in Holthausen – nicht in Jahrgangsklassen unterrichtet. Das veränderte bildungspolitische Klima hatte sich mittlerweile jedoch grundlegend gewandelt. Auf der Grundlage vielfältiger Empfehlungen und Gutachten wissenschaftlicher Beratungsgremien erarbeitete die Kultusministerkonferenz seit Anfang der 50er Jahre detaillierte Pläne zur Vereinheitlichung und Modernisierung des Bildungswesens. … Die damit einhergehende Veränderung der Stundentafel, die Erhöhung der Anforderungen an Schüler und Lehrer, letztlich also die gezielte Niveauanhebung und Aufwertung der unteren Qualifikationsebene im Sekundarbereich, musste zur Auflösung der traditionellen Volksschule mit kombinierten Schuljahrgängen zugunsten der neu geplanten Hauptschule führen. Das neue Schulkonzept erforderte eine Konzentrationsbewegung hin zu großen Schulen mit Parallelklassen und Fachunterricht, die die Volksschulen oftmals nicht erfüllen konnten.“


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   Das vor dem "Aus" stehende Schulgebäude . Bild 06  Das vor dem "Aus" stehende Schulgebäude .





Das Aus für die Holthauser Schule wurde durch den nicht ermöglichten Zugang zu den weiterführenden Schulen, sowie die Einführung des 9. Pflichtschuljahres 1966 gegeben. „ … Der neue Jahrgang konnte nicht selbst unterrichtet werden, sondern musste zu einer, wie es damals hieß, Mittelpunktschule.“ „ … Es lag aber in der Konsequenz der Politik der Gemeinschaftsschulen, Schulen, die nicht zu Mittelpunktschulen mit möglichst dreizügigen Jahrgangsklassen zusammengelegt werden konnten, über kurz oder lang zu schließen. Dieser Entwicklung verdankte die Holthauser Schule, die zu Beginn des Kurzschuljahres am 1. Dezember 1966 keine 50 Schüler mehr zählte, ihre Schließung am 26. Juli 1967 – mit nur mehr 31 Absolventen.“


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   Abriss der Holthauser Schule im Jahr 1982. Bild 04  Abriss der Holthauser Schule im Jahr 1982.





Quelltext: „Geschichte der Holthauser Schule“
Beitrag zur Heimatgeschichte des Dortmunder Stadtteils Holthausen,
herausgegeben vom Holthauser Heimatverein.